Zum Content der Seite springen

Interview mit Oliver Heinrich

Von Oliver Heinrich, Mitglied der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB)


Oliver Heinrich
Oliver Heinrich

Herr Heinrich, Sie sind Mitglied der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB). Welche Ziele verfolgt die Organisation?

Zielsetzung der DIMB ist die Förderung der Sportart Mountainbiking. Daraus ergeben sich Aufgaben wie der Schutz und Erhalt der Grundlage unseres Sports – der Natur! – und das Eintreten für ein friedliches und respektvolles Miteinander zwischen Mountainbikern und anderen Naturnutzern.

Auf der Webseite der DIMB wird bemängelt, dass Mountainbiker oftmals mit „unsinnigen Pauschalverboten“ ausgegrenzt werden. Wann sind Verbote unsinnig, wann haben sie möglicherweise ihre Berechtigung?

Ein ausschließliches Verbot des Mountainbikens im Isartal wäre meiner Meinung nach ungerecht, da auch andere Nutzungsarten die Natur belasten. Eine Verbannung aller Nutzungsarten wäre wiederum nicht durchsetzbar und deswegen unsinnig, weil auch damit der Natur nicht geholfen wäre. Die Mitarbeit an einer Lösung, die die Interessen aller Nutzer gleichberechtigt berücksichtigt und so in einen für alle Seiten tragbaren Konsens mündet, ist daher der richtige Weg.

Wann haben Sie selbst das Mountainbiken für sich entdeckt?

Ich bike seit 1988. Es war Liebe auf den ersten Tritt. Seither ist das Mountainbike in nahezu all seinen Varianten aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken.

Welche Tour im Raum München gefällt Ihnen persönlich am besten?

Ich mache das nicht an einer Strecke oder Örtlichkeit fest. Meist sind es ganz andere Dinge, die eine Tour besonders machen: Erlebnisse, Lichtstimmungen, Gerüche, das Überwinden von Grenzen, persönliche Erfolge oder Niederlagen, das Gefühl in der Bewegung mit der Natur zu verschmelzen. Das Isartal mit seiner relativen Unberührtheit ist für mich ein Rahmen, der in dieser Hinsicht viel bietet.

Welchen Stellenwert haben die Isartrails für Mountainbiker im Raum München? Was macht sie Ihrer Meinung nach so beliebt?

Ihr Stellenwert ist hoch, denn ohne Auto erreichbare Alternativen dazu sind kaum vorhanden. Gleichzeitig sind sie wie ein Mythos, der nicht genau zu fassen ist – denn eine scharfe Definition der Isartrails gibt es nicht.

Ihre Beliebtheit erklärt sich für mich durch die gute Erreichbarkeit ohne Auto, dem Vorhandensein eines fahrtechnisch wie konditionell breiten Spektrums an abwechslungsreichen, natürlichen Trails (englisch für Spur, Pfad, Weg, Trampelpfad), eingebettet in eine relativ „wilde“ Natur, die aber aufgrund ihrer Nähe zur Zivilisation auch wiederum keine angsteinflößende Wildnis ist.

Verursacht das Mountainbiken auf den Isartrails Ihrer Meinung nach Probleme? Und wenn ja, welche?

Grundsätzlich ist Mountainbiking eine umweltverträgliche Sportart. Wo aber viele Menschen auf kleinem Raum zusammen leben, kann es zu Übernutzungen kommen. Ich selbst nehme vom Sattel aus abgesehen von einzelnen Benutzerkonflikten und relativ kleinräumigen Veränderungen im Landschaftsbild wie z.B. Schlammstrecken oder verletzter Wurzelrinde keine Probleme wahr. Ich bin mir aber auch darüber klar, dass ich mich auf dem Rad schneller bewege als zu Fuß und damit weniger Details wahrnehmen kann. Auch kann ich viele Dinge gar nicht deuten und bewerten. Vielleicht ist damit paradoxerweise das größte Problem ein allgemeiner Mangel an Problembewusstsein aller Naturnutzer, und nicht nur der Mountainbiker.

Unter welchen Umständen würden Sie (und möglicherweise auch andere Mountainbiker) einzelne Wegesperrungen im Isartal akzeptieren?

Das ist ein schwieriger Themenkomplex. Grundsätzlich sähe die DIMB es natürlich am liebsten, es wären keinerlei Einschränkungen notwendig. Sollten Sperrungen aber auch nach Meinung unserer Experten maßgeblich dazu beitragen können den Zustand des Schutzgebietes Oberes Isartal zu erhalten, dann ist diese Einschränkung – und dann im Sinne eines Nutzens für die Natur hoffentlich nicht nur für Mountainbiker, sondern für alle Nutzungsarten! – grundsätzlich denkbar. Je nachdem, was der Wegfall von Wegen für eine Bedeutung für die Ausübung unseres Sports hat, werden wir im Gegenzug auf möglichst gleichwertige Alternativ­­angebote drängen.

Wie müssten mögliche Ausweichrouten aussehen, um für Mountainbiker wirklich attraktiv zu sein und damit eine Entlastung des Isartals herbeizuführen?

Bevor darüber nachgedacht wird, wie eine hohe Attraktivität von Ausweichrouten gewährleistet werden kann, sollten wir zunächst abwarten, wie das Büro ifuplan den Einfluss der Sportart Mountainbiken auf Flora und Fauna des Isartals beurteilt. Mit diesem Ergebnis werden sich unsere Spezialisten kritisch auseinandersetzen. Sobald Einigkeit darüber erreicht ist, welcher Zielzustand im Isartal anzustreben ist, werden auch die zur Erreichung notwendigen Maßnahmen klarer werden.

Sie begleiten seit einigen Jahren die Gespräche am runden Tisch, mit Hilfe derer der Konflikt zwischen Mountainbikern, Naturschützern und anderen Interessensgruppen im Isartal gelöst werden soll. Hat dieser Austausch Ihre Sicht der Dinge verändert?

Definitiv! Ich erlebe meine Bikerunden im Isartal heute ganz anders als früher: Die Unbeschwertheit ist gewichen, doch Dank mehr Hintergrundinformation erlebe ich vieles vielfältiger und bewusster, und damit auf eine andere Art reizvoller.

Was würden Sie persönlich vorschlagen, um den Konflikt im Isartal zu entschärfen und ein Miteinander zwischen Naturschutz und Freizeitnutzung zu ermöglichen?

Allseitige Rücksichtnahme – und das Anerkennen der Belange anderer Nutzer und der Natur.


Hinweis:
Die hier veröffentlichten Beiträge sind Meinungsäußerungen und geben nicht in jedem Fall die Meinung sämtlicher Projektbeteiligter wieder.