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Störungen der Tierwelt

Rücksichtnahme auf besonders empfindliche Tierarten

Auf Grund der Nähe zum Ballungsraum München wird das Isartal auch unter der Woche nach Feierabend noch schnell für eine Mountainbiketour oder einen Waldlauf genutzt. Auf dem weit verzweigten Wegenetz herrscht zu fast allen Jahreszeiten, tags wie nachts, reger Verkehr. Vielen Arten fehlen so die notwendigen Rückzugs- und Ruheräume.

Besonders betroffen sind boden- und gebüschbrütende Vogelarten wie Mönchsgrasmücke, Zaunkönig, Rotkehlchen, Fitislaubsänger, Zilpzalp oder Waldlaubsänger. Werden die Vögel häufig gestört, wird der Nestbau verhindert oder das Gelege vernachlässigt. In Folge erkalten die Eier oder werden von Nesträubern erbeutet. Experten haben bereits einen Rückgang der bodenbrütenden Vogelarten entlang der Waldpfade im Isartal beobachtet. Der früher weit verbreitete Waldlaubsänger ist heute fast nur noch im Waldgebiet von Buchenhain anzutreffen.

Ein besonders gravierendes Problem stellen Nachtfahrten im Wald dar, noch dazu wenn größere Gruppen gemeinsam unterwegs sind. Denn mit Einsatz der Dämmerung begeben sich Eulen auf die Jagd nach Beute. Nachtfahrten mit starken Scheinwerfern können Beutetiere aufscheuchen oder die Tiere bei der Jagd irritieren. Neben Raufuß- und Sperlingskauz ist auch der Uhu im Isartal nachgewiesen. Doch in den letzten Jahren kam es immer wieder zu Brutausfällen bei der weltweit größten Eulenart. Ursache sind in der Regel Probleme bei der Futtersuche, vielleicht bedingt durch zu wenig geeignete Flächen, vielleicht aber auch durch Störungen bei der Jagd.

Zu gut getarnt?

Haben Sie schon einmal eine Blindschleiche im Isartal zertreten oder überfahren? Nein? Sind Sie sicher? Reptilien nehmen gerade in den Morgen- und Abendstunden gerne ein Sonnenbad auf Straßen oder Wegen, um ihre Körpertemperatur zu regulieren. Sie setzen dabei auf Tarnung. In ihrer Regungslosigkeit können sie leicht mit Ästen verwechselt werden. Wenn Gefahr droht, flüchten sie erst im letzten Moment, doch dann ist es manchmal schon zu spät. Denn während sie sich in der Vegetation rasch fortbewegen können, kommen sie auf vegetationsfreien Wegen nur sehr mühsam und langsam voran. Insbesondere im Bereich der Großhesseloher Brücke, des Georgensteins sowie im Mühltal werden immer wieder tote Schlangen (Ringel- und Schlingnatter, Kreuzotter) gefunden. Bitte fahren Sie hier besonders vorsichtig und achten Sie auf den Boden.

Bei einer naturkundlichen Tour des Bund Naturschutz für Mountainbikerinnen und Biker im September 2014 wurde die Problematik deutlich: Trotz Ankündigung fielen den Teilnehmerinnen und Teilnehmer die entlang eines kurzen Abschnitts der Isartrails platzierten Amphibien- und Reptilien-Attrappen beim Vorbeifahren nicht auf. Damit wurde allen klar: Auch wenn die Tiere in unserer unmittelbaren Nähe sind, und unsere Aufmerksamkeit geschärft ist, bemerken wir sie oft nicht – oder erst zu spät.

 

Schäden an Lebensräumen

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Neben dem ausgebauten und seit langem bestehenden Wegenetz haben sich im Isartal mit der wachsenden Zahl der Erholungsuchenden immer mehr Pfade gebildet: eine kleine Abkürzung hier, ein Abstecher zum Fluss dort. Mit der Zunahme des Mountainbikesports wurden (und werden) diese Wege weiter ausgedehnt. An manchen Stellen überschreiten sie bereits die Breite der Hauptwege. Dies liegt an der Häufigkeit der Nutzung, aber auch an der Umfahrung von Schlammflächen und Pfützen, die sich nach Regenfällen, Überschwemmungen oder durch Staunässe am Fuße der Steilhänge bilden. Ständiges Betreten und Befahren verträgt auf Dauer keine Pflanze. So wird die Vegetation entlang der Wege zerstört, der Boden verdichtet. Jungbäume können sich nicht mehr etablieren und Baumwurzeln werden durch ständiges Betreten, Hängenbleiben mit Pedalen oder Kettenrädern oder durch Spikereifen verletzt.

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Hauptsächlich betroffen sind alte Buchen, die besonders empfindlich auf Störungen im Wurzelbereich reagieren. Einerseits beeinträchtigen Bodenverdichtungen die Sauerstoff- und Wasserversorgung der Wurzeln, andererseits werden oberflächennahe Wurzeln durch Bodenabtrag und Auswaschung freigelegt. Werden diese verletzt, können Bakterien oder Pilze in den Baum eindringen. Die Kombination aus eingeschränkter Wurzelaktivität und Schwächung durch Infektionen führt zu einer verkürzten Lebenserwartung der betroffenen Bäume.

Zudem schaffen Bikerinnen und Biker auch neue Strecken im Gelände – etwa eine spannende Abfahrt direkt vom Hochufer, an der zudem noch Sprungschanzen angelegt werden, um die Geschicklichkeit zu erproben und persönliche Grenzen auszuloten. Dies führt zu weiteren Schäden in der Landschaft. Bei Niederschlägen entstehen in den Steilhängen Rinnen mit verstärkter Bodenerosion. Mit dem Schutz der Natur ist die Etablierung solcher Wege nicht zu vereinbaren.